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Die Wanderung führt in die bis zur Gebietsreform 1972 eigenständige Gemeinde Obermarbach mit der bekannten Linde (Bild) vom Glonntal über sanfte tertiäre Hügel ins Ilmtal. Vom Waldrand hat man einen schönen Blick nach Nordwesten bis zum Ilmtal und in Richtung Osten über das Glonntal mit dem Windrad oberhalb Weißling. Das Glonntal ist ein altes Siedlungsgebiet mit Zeugnissen bis aus der Bronzezeit.
Der Start der Wanderung ist auf der Westseite der Bahnstation. Er führt zunächst in den Mozartring entlang der Musikersiedlung geradeaus auf einen Flurbereinigungsweg Richtung Westen. Nach dem Biotop Nummer 30 geht man bei der erstmöglichen Abbiegung den Weg hinauf nach rechts. Nach einigen hundert Metern über den Hügel geht es durch den Wald und dann weiter auf befestigten Wegen Richtung Norden zum nordöstlichen Waldrand. Unter lichtem Baumbestand kann man die Hügelgräber erkennen. Eines davon ist sehr markant.
Die Hügelgräber auf den Höhenrücken rechts und links der Glonn stammen aus der Bronzezeit, 1800 - 1250 v. Chr. In der Zeit befanden sich entlang der Glonn und Ilm Auwälder. Auf den Hügeln wurde Landwirtschaft mit Felderwirtschaft und Viehhaltung betrieben. Heute liegen die Grabhügel in den bewaldeten Gebieten. Es ist ein eindrucksvoller Platz, der einen weiten Blick in beide Flusstäler gewährt. Insgesamt sind noch 18 mittelgroße Grabhügel im "Kammerberger Holz" vorhanden. Einer der eindrucksvollsten ist 1,50 Meter hoch und hat einen Umfang von 60 Metern. Aus der Bronzezeit stammen die ältesten Spuren einer Besiedelung durch die Kelten, wie auch die Keltenschanze bei Obermarbach belegt. Vor gut 2000 Jahren besetzten die Römer das Land und herrschten hier 400 Jahre.
Der Weg führt wieder hinaus aus dem Wald Richtung Freymann, vorbei an der bei der Flurbereinigung angelegten Walnussallee. Man biegt nach einigen hundert Metern nach links ab und geht auf dem Flurweg Richtung Ilmtal. Bald hat man den Blick auf den ehemaligen Burgstall von Oberhausen.
Aus dem Mittelalter ist der Burgstall bei Oberhausen ein Zeugnis unserer Vorfahren aus dem 9. oder 10 Jahrhundert. Der ehemalige Standort des Burgstalls ist auch für uns heute noch ein bemerkenswerter Platz, er gibt den Blick ins Glonntal sowie ins Ilmtal frei. Ein Platz der einen Ausflug wert ist und gut von der Straße nach Oberhausen aus zu Fuß zu erreichen ist. Das Bodendenkmal am höchsten Punkt über Oberhausen lässt mit etwas Phantasie den Burgstall aus dem Mittelalter wieder auferstehen. Bei einer Notgrabung 1976 wurde die ehemalige Wehranlage vermessen. Sie hatte eine Ausdehnung von 200 x 150 Meter was auf ein Verwaltungszentrum oder einen politischen Mittelpunkt schließen lässt. Heute sind noch wenige Reste des Walls der bis zu 4 Meter hoch ist zu sehen.
Geschichtlich gesehen war es immer ein Grenzgebiet. Bis kurz nach dem Mittelalter war hier die Grenze zwischen Ober- und Niederbayern. Das erklärt auch die Kette an hochmittelalterlichen Wehrbauten, die sich auf dem Höhenrücken bis hinunter ins Tal aneinanderreihen, wie der Turmhügel am Lindhof oder der Schlossberg bei Paindorf. Der Nachweis der hier angesiedelten Bauernhöfe (Speckhof, Lindhof, Kolmhof, Frechmühle) geht ebenfalls bis ins Mittelalter zurück, genauso wie die Schlösser Jetzendorf und Reichertshausen. Als eine wichtige Straßenverbindung verlief hier die Hochstraße von München über Ingolstadt nach Nürnberg. Sie ist heute noch als ungeteerte Straße mit gepflasterten Resten vorhanden.
Tipp: Vom Burgstall hat man eine wunderschöne Aussicht auf die beiden Täler des Glonntals und des Ilmtals. Ein sehr schöner Ort zum Verweilen. Von der Straße zwischen Oberhausen und Freymann gut zu erreichen, wenn man den Weg am Mahnkreuz einbiegt.
Beim Burgstall geht man den Flurweg kurz links und bald wieder nach rechts Richtung Nordwesten, wo man einen schönen Blick auf Steinkirchen mit seiner Kirche St. Anna genießen kann. An der Ilm biegt man nach rechts ab, wo man rechterhand auf ein Wäldchen blickt, eine renaturierte Kiesgrube: das Biotop 39.
Im Rahmen der "Ländlichen Neuordnung" wurde 1993 ein Biotop-Verbund in der Gemeinde angelegt. Das westlichste Biotop an der Grenze zum Landkreis Pfaffenhofen ist das Biotop Oberhausen. Aus einer ehemaligen Sandgrube sind hier zwei Wasserflächen und ein Mischwald entstanden. Die Gesamtgröße beträgt knapp 20 000 Quadratmeter. Flora und Fauna sowohl im Wasser als auch in dem Wäldchen haben sich prächtig entwickelt und geben ein einmaliges Beispiel für die Sukzession und dynamische Entwicklung im Landkreis Dachau. Anfang 2020 setzte der Bund Naturschutz Petershausen das Biotop wieder in einen guten Zustand. Die verlandeten Wasserflächen wurden ausgebaggert, der Teich schonend ausgeräumt. Das Wäldchen bleibt unangetastet der Natur überlassen, bis auf die Verkehrssicherung der Wege.
Im Datenblatt zu dieser Fläche hinterlegt ist folgendes: "Die ehemalige Sandgrube stellt ein wertvolles Pionier-Biotop dar. Ziel ist es, die Grube möglichst optimal für die Belange des Naturschutzes zu entwickeln. Die Vergrößerung bestehender und die Anlage weiter Wasserflächen mit flachen Ufern soll Lebensraum für zusätzliche Arten schaffen. Nach der Erdbewegung soll sich möglichst kiesiges und feines Material an der Oberfläche befinden, um die Sukzession nicht unnötig zu beschleunigen." Pflegemaßnahmen: Natürliche Entwicklung des Biotops zulassen. Bei Bedarf Wasserlöcher schonend räumen.
Die Sandgrube sollte Anfang der 90er Jahre mit Müllverbrennungs-Schlacke verfüllt werden. Dies wurde nach langem Kampf der BI 1998 endgültig verhindert. Tipp: Ein sehr schöner Ort zum Verweilen, zum Träumen, für ein Picknick.
Der Weg führt am Fuße der tertiären Hügel weiter flussabwärts nach Oberhausen. Nach etwa 100 Metern bergauf führt eine kleine Straße in den Ort nach links und an der Kirche St. Stephan mit seinen Totenbrettern vorbei.
In Oberhausen waren bis Anfang des 20. Jahrhundert immer 7 Anwesen. Nach dem Volksmund soll ein unteririscher Gang den Burgstall südlich von Oberhausen mit der Kirche verbunden haben. Bei der letzten Kirchenrenovierung fand man noch Hinweise auf einen unterirdischen Gang, der in die Kirche und in die jetzige Sakristei mündete.
Der Weg führt nach ein paar Hundert Metern geradewegs auf zwei noch erhaltene und gut restaurierte Totenbretter zu. Als Totenbretter werden Holzbretter aus den Wohnstuben der Verstorbenen bezeichnet, auf denen sie bis zum Begräbnis aufgebahrt und auch zu Grabe getragen wurden. Danach stellte man diese Bretter zur Erinnerung an die Toten am Wegrand auf. Die Bestattung in Särgen wurde erst im 18. Jahrhundert eingeführt. Der Brauch der Totenbretter bestand noch weiter. Später wurden Erinnerungsinschriften, Gedichte oder Lebensdaten des Verstorbenen auf die Bretter geschrieben oder auch Malereien angebracht.
Der Weg führt weiter bis zum Feldweg Richtung Bahn. Am 14. November 1867 wurde die Strecke München - Ingolstadt eröffnet. Man geht unter der Bahnunterführung durch und über die Anhöhe Richtung Obermarbach im Glonntal.
Ökosystem und Nutzen der Eiche: In der Eiche tummeln sich Insekten auf und unter ihrer Rinde, Vögel wie der Eichelhäher oder der Specht fühlen sich in ihren Zweigen wohl und Eichhörnchen eilen von Ast zu Ast.
Die Eiche als Nutzpflanze: Die Früchte, Eicheln, eine Nussfrucht wurden als Schweinefutter verwendet. In schlechten Zeiten wurden die Früchte auch von Menschen als Nahrungsmittel für Mehl- und Kaffeeersatz gesammelt.
Die Eiche symbolisiert Weisheit und Wahrheit und im Volksglauben sagt man, dass man eine Eiche umarmen soll, wenn man eine Antwort auf eine Frage sucht. Im Traum wird man dann bald die Antwort erhalten. Sie steht aber auch für Ausdauer, hohes Ansehen, für Leben, Stärke und Loyalität. Zudem ist sie der traditionelle Thingbaum, unter dem Versammlungen und Gericht gehalten wurde. Die Eiche war bei den Kelten und Germanen ein heiliger Baum und auch ihre Standplätze galten als heilig. Ein anderes Thema der Eiche ist die Verbindung zu den Ahnen. Vielleicht auch um die eigenen Wurzeln zu finden und zu stärken.
Wenn man unter der Krone eines so mächtigen Baumes steht, seinen Stamm berührt und seine Kraft spürt, stellen sich Fragen: Wer hat ihn gepflanzt, wer gepflegt und wer hat ihn zu dieser Pracht entfalten lassen? Was hat er alles erlebt? Ein Baumleben ist so lang, es sind viele Generationen notwendig, die ihn schätzen, ihn gepflegt haben. Es mögen noch viele Generationen folgen, die ihn erhalten und seinen Wert erkennen.
Der Weg steigt an bis zur höchsten Stelle mit einem schönen Blick über das Glonntal Richtung München und Freising. Nicht nur wir leben hier, viele Generationen vor uns haben sich von der Erde hier ernährt, das Wasser getrunken hier ihre Wohnstätten gebaut und ihre Toten beerdigt. Sie haben ihr Land verteidigt, sich zu Festen versammelt, sind Beziehungen eingegangen und haben ihre Nachkommen hier geboren. Jetzt dürfen wir all das hier benutzen und dann wieder an die nächsten Generationen weitergeben. Es stellt sich die Frage: Wie behandeln wir unsere Heimat, wie hinterlassen wir sie, was bleibt von uns, was geht und wird für die Nachwelt unsichtbar.
Die Ortsnamen sind ebenfalls Zeugnis einer langen Besiedelung. Die auf "Bach" enden, zählen zu den ältesten und könnten auf das 8. Jahrhundert zurückgehen. Wie Ober-, Mitter-, Untermarbach oder auch Kollbach. Das Wort "Mar"(c) ist das alte deutsche Wort für Grenze. Um 1050 wird der Ortsadel von Marchpach genannt, der seinen Sitz im heutigen Mittermarbach hatte. Ebenfalls auf eine etwa 1000-jährige Geschichte gehen die Ortsnahmen mit "Hausen" zurück, wie Oberhausen, Petershausen, Lampertshausen. Göppertshausen, Reichertshausen.
Vom Höhenrücken zwischen den Tälern hat man einen schönen Blick auf den Jubiläumshain links des Weges. Wo es nach rechts steil bergab zur alten Linde in Obermarbach geht, wählen wir den Weg nach links zum "Hochzeitshain".
Dieser Aussichtspunkt hinter Obermarbach befindet sich in exponierter Lage über dem Glonntal und ist Bestand des Jubiläumshains, auf dem jeder Obermarbacher zu besonderen Anlässen, wie Hochzeiten oder Taufen, einen Baum pflanzen darf. Steinmetzkünstler gestalteten für diesen Platz ein "Zweisitz-Sofa". Der Blick in die Landschaft ist rundum frei und reicht gegen Osten bis weit hinter Allershausen, manchmal kann man den Schornstein des Kohleheizkraftwerkes in Zolling sehen, außerdem kann man von hier bis zu 13 Kirchtürme zählen. Der Landschaftsplaner Rainer Böhmisch sagt darüber: "Die Atmosphäre des Platzes wird als weiblich (yin) empfunden. Das vorherrschende Element ist Luft. Es bestehen energetische Verbindungen zu den Kirchen in Mühldorf, Allershausen und Obermarbach sowie zur alten Linde im Hohlweg in Obermarbach. Der international bekannte slowenische Künstler Marko Pogacnik hat für diesen Platz wie für die drei weiteren ein sogenanntes Kosmogramm entworfen und damit die Atmosphäre der Plätze, aber auch der Landschaft bemerkenswert beeinflusst." Entstanden sind die geomantischen Punkte auf herausragenden Plätzen in der Landschaft um Petershausen ca. 1980 bis 1997.
Zurück geht es den asphaltierten Weg nach Obermarbach und dort halb links zur Kirche St. Vitus. Deren auf die Romanik zurückgehenden Langhausmauern wurden in gotischer Zeit erhöht. Oberhalb des einjochigen Chores ist noch das spätgotische Netzgewölbe über Konsolen mit runden Schlusssteinen zu sehen (Besichtigung auf Anfrage im Pfarramt Jetzendorf). Der Ort Obermarbach umfasste bis 1800 7 Anwesen, danach kamen noch 7 dazu sowie das Bahnwärterhäuschen.
Eine Anekdote zu Obermarbach: Als letztes Haus in diesem Ort stand bis 1998 der Pfarrhof, ein recht stattliches Gebäude. Das war nicht immer so. Von Zimmermeister Andreas Eckl, Haus Nr. 3 (Mesner), wurde oben am Kirchberg im Jahre 1864 gegenüber seinem Anwesen ein neues Wirtsgebäude errichtet. Das kam dem damaligen Pfarrer Gabriel Piser gerade recht. Von da aus war es sehr nah zu seiner Kirche. Er konnte den Besitzer im Jahr 1870 dazu bewegen, den alten Pfarramtssitz gegen das neu erbaute Wirtshaus zu tauschen. Damit war er seiner Kirche näher gerückt und ersparte sich den täglichen Aufstieg von damals 92 Stufen, heute sind es 64 Stufen bis zum Gotteshaus.
Der Weg führt über den Friedhof bis zum südlichen Tor und die steile Treppe hinunter. Dort gehen wir den Hohlweg ein Stück hinauf zur alten Linde. Die etwa 800 Jahre alte Linde von Obermarbach ist nach altem Glauben ein Hinweis auf einen geomantischen Kraftort, wo sich Energiephänomene konzentrieren und die Bäume ein besonders hohe Alter erreichen lassen.
Die Linde besitzt einen kräftigen, weitgehend hohlen, kurzen und stark geneigten Stamm. Auf einer Seite ist ein dicker Ast ausgebrochen, wovon noch eine große Höhlung zeugt. Aus dem Stamm entspringen mehrere kräftige Äste, die eine vitale Krone bilden. Zu der mit 45° abfallenden Hangseite wird die Linde durch zahlreiche starke Zugwurzeln gesichert. Die Linde hatte 1994 einen Stammumfang von 10,2 Metern und gehört zu den skurrilsten Baumgestalten des Bundesgebiets.
Um Linden ranken sich zahlreiche Legenden und machen sie zum Inhalt vieler Lieder. Durch ihren schönen Wuchs und ihre beruhigende Ausstrahlung gilt sie als weise Ratgeberin. Die heilende Kraft ihrer Blüten macht sie zum Baum der mütterlichen Vorsorge, ihre herzförmigen Blätter gelten als Zeichen der Liebe und der Gerechtigkeit. Durch die schöne Form des Lindenbaumes, sahen die Menschen in ihm schon früh den Baum der Liebe. Der Duft ihrer Blüten gilt als betörend und ist ein Zeichen der Fruchtbarkeit. In vielen Geschichten um verbotene Liebschaften treffen sich die Paare heimlich unter Linden. Mit ihren herzförmigen Blättern ist sie außerdem der Göttin Freija zugeordnet. Sie ist die Göttin der Liebe und Hüterin des Feuers und des Friedens.
Von hier aus geht man wieder zurück nach Petershausen, entweder entlang der Bahn, teilweise ohne Weg, oder auf der Straße.
Oktober 2020, Lydia Thiel (Chronik der Gemeinde Petershausen)