Kommunale Agenda 21 Petershausen

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Ein Energiekonzept für Petershausen

Seit Mai 2012 hat Petershausen ein Klimaschutzleitbild. Bei der Formulierung des Leitbildes haben sich engagierte Bürger, Verwaltung und Gemeinderat darauf geeinigt, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 40% gegenüber 1990 zu verringern. So hat es auch das Kyoto Protokoll gefordert.

Ausgangspunkt Klimaschutz
Nun schreiben wir das Jahr 2016, und es wird Zeit an das Klimaschutz-Leitbild zu erinnern. Mit den Bürgern Petershausens möchten das Energieforum und die Agenda-21-Gruppe dazu beitragen, dass wir wenigstens in die Nähe der vorgeschlagenen Treibhausgas-Reduzierung gelangen. Im Folgenden und in weiteren Artikeln werden wir uns hauptsächlich damit befassen, wie wir bei unserem Stromverbrauch zum Klimaschutz beitragen können.

Als erste und einfachste Maßnahme ergibt sich da natürlich, beim Stromverbrauch zu sparen. Die meisten von uns kennen die Stromspartipps, nämlich die Waschmaschine, den Wäschetrockner und die Spülmaschine erst dann anzuwerfen, wenn sie voll sind. Oder die heimische Beleuchtung mit Strom sparenden LED-Lampen auszustatten. Hier kann jeder schon einmal einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Doch sind diese Maßnahmen irgendwann ausgereizt und nach wie vor brauchen wir Strom. Der wird zur Zeit noch überwiegend durch Verbrennung fossiler Rohstoffe wie Kohle, Gas oder Erdöl und durch die Nutzung der Kernenergie erzeugt.

Von beiden Methoden der Energieerzeugung sollten wir uns so schnell wie möglich verabschieden. Denn die Verbrennung fossiler Energieträger liefert einen erheblichen Beitrag zum Klimawandel, und die Nutzung der Kernenergie ist schon deshalb unverantwortlich, weil wir nach wie vor nicht wissen, wo wir abgebrannte Brennelemente und radioaktiv kontaminierte Bauteile von Kernkraftwerken über Generationen hinweg sicher einlagern können.

Solaranlage Buxheim

Regenerativ und lokal
Also ist die Erzeugung von regenerativem Strom ein Muss für unsere Gesellschaft, auch im Hinblick darauf, dass mit der zu erwartenden Zunahme an Elektrofahrzeugen und der Möglichkeit mit erneuerbarem Strom Häuser zu heizen, der Strombedarf in Zukunft trotz aller Sparmaßnahmen steigen wird.

Dies ist eine große Herausforderung für alle Bürger und alle Kommunen. Und wir können uns nicht darauf verlassen, dass in Norddeutschland schon genügend Windstrom erzeugt wird, der nur noch in den Süden der Republik geliefert zu werden braucht. Bis die großen Stromtrassen wirklich gebaut sind, werden noch Jahre vergehen. Denn durch den Beschluss, diese Stromleitungen unterirdisch zu verlegen, müssen erst noch technische Probleme gelöst werden, wie zum Beispiel eine gute elektrische Isolierung gegenüber dem Boden, die bei den angestrebten hohen Spannungen (120 kV) nicht so einfach ist - ganz abgesehen davon, dass die unterirdischen Stromleitungen ein Vielfaches im Vergleich zu oberirdischen Leitungen kosten werden.

So bleibt als nahe liegende Lösung nur, die Stromversorgung dezentral vor Ort vorzunehmen. Wie sieht es damit in Petershausen aus? Was haben wir schon erreicht, und was können wir in Zukunft zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen beitragen?

Wieviel Strom brauchen wir?
Wie der Energie-Atlas Bayern zeigt, beträgt der gesamte Stromverbrauch Petershausens 18130 MWh/a (Megawatt-Stunden pro Jahr, Daten von Ende 2014; Privathaushalte tragen dazu etwa die Hälfte bei).
Wikipedia nennt unter "Bedarf an elektrischer Energie" in Deutschland je Einwohner für den Gesamtstromverbrauch 2011 eine Zahl von 6648 kWh/a. Bei den derzeit 6700 Einwohnern Petershausens wären das 44542 MWh/a, also weit mehr als die Angabe im Energieatlas. Das zeigt schon eine recht hohe Bandbreite bei solchen Schätzungen, aber auch Unterschiede zwischen einem Pendler-Ort und Industriestädten.

Wind, Sonne, Wasser, Biogas
WindradDie Windkraftanlage bei Kammerberg bzw. Weißling wird 2016 absehbar etwa 6200 MWh/a liefern und liegt damit entgegen vorher geäußerter Bedenken gut im Plan. Sie steht zwar nicht auf dem Gemeindegebiet Petershausen, nicht einmal im selben Landkreis, und darf deshalb nicht als lokale Energie mitgezählt werden; immerhin zeigt sie aber, dass der Jahresverbrauch ganz Petershausens mit drei solcher Anlagen vollständig gedeckt werden könnte. Das allein wäre allerdings nicht besonders sinnvoll, da die bisherigen Speichermöglichkeiten für Strom nicht als Puffer ausreichen, um windarme Zeiten zu überbrücken.

In Petershausen gab es Ende 2015 immerhin 191 Photovoltaik-Anlagen, die bei einer Maximalleistung von 2,8 MWp rund 2770 MWh/a lieferten - etwa 15 % des Gesamtverbrauchs. Hier gibt es sicher noch viel Luft nach oben, auch wenn PV-Anlagen in Zeiten reduzierter Einspeise-Vergütungen nur bei einem ausreichenden Eigenverbrauchs-Anteil wirtschaftlich sind.

Drei Wasserkraftwerke im Gemeindegebiet lieferten 2015 ferner etwa 380 MWh/a, also vergleichsweise wenig. Aber Wassermenge und Gefälle geben in unserer Region einfach nicht mehr her. Eine Anlage wurde 2016 erneuert und erzeugt jetzt 80 statt 40 kW, allerdings erst nach längeren Diskussionen mit Naturschützern und dem Fischereiverein.
Sehr gleichmäßige Energielieferanten, vom Wetter weitgehend unabhängig, sind Biogas-Anlagen. 2013 waren in Deutschland insgesamt 7720 mit einer Durchschnittsleistung von 0,5 MW installiert, die 4,3 % des deutschen Strombedarfs produzierten (Wikipedia: Biogas). Vorteilhaft ist die Möglichkeit einer schnellen bedarfsgerechten Leistungs-Anpassung. Allerdings benötigen sie gewöhnlich große Maisfelder zur Fütterung. Schon heute werden 10,6 % des Ackerlandes in Deutschland dafür verwendet. Manchmal klagen Anwohner über eine Geruchsbelästigung, und ob der CO2-Ausstoß wirklich mit dem CO2-Verbrauch beim Wuchs der Pflanzen verrechnet werden darf, ist umstritten.

Auf die Mischung kommt es an
Wind und Sonne werden in jedem Fall einen großen Teil beisteuern müssen, will man sich von Atomkraft, Kohle und Gas verabschieden und auf lokale Energie-Neutralität setzen.

Unverzichtbar ist aber ein gesunder Mix aus Energieformen, die zu unterschiedlichen Zeiten ihre Stärken ausspielen. Gleichzeitig müssen berechtigte Interessen von Anwohnern berücksichtigt und abgewogen werden.

Im Dezember 2016
Dr. Rolf Trzcinski, Herwig Feichtinger